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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2011 > Bericht vom 17.02.2011 ]

Ministerin für einen Tag

Den Dialog suchen und ernst genommen werden - das will die Schülerin Nuriani Hamdan des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums Wegberg erreichen. Sie besucht die Junge Islam Konferenz in Berlin. Der Umgang mit anderen Religionen wird dort diskutiert.

Sie vertritt das Wegberger Maximilian-Kolbe-Gymnasium beim Planspiel Junge Islam Konferenz in Berlin: Nuriani Hamdan aus Wildenrath. (RP-Foto: Jürgen Laaser)

Warum ausgerechnet sie als Teilnehmerin für die Junge Islam Konferenz in Berlin ausgesucht wurde, weiß die 18-jährige Nuriani Hamdan, Schülerin des Maximilian-Kolbe Gymnasiums, nicht. Aber sie hat Vermutungen. Sie ist Muslimin, ihr Vater stammt aus Indonesien und sie kommt aus dem ländlich geprägten Kreis Heinsberg. "Vielleicht erhoffen sich die Veranstalter von mir eine andere Perspektive", sagt Hamdan. Bei der Konferenz der Mercatorstiftung und der Humboldt Universität Berlin sollen junge Menschen über Migration und Religion diskutieren.

Hamdan spielt Annette Schavan

"Ich bin sehr stolz, eine so engagierte Schülerin an unserer Schule zu haben", sagt Schulleiter Willy Meersmann mit Blick auf die 18-Jährige aus Wildenrath. Sie sei schlau und habe schauspielerisches Talent, wie sie bei einer Schulaufführung bewies. Das könnte ihr nun zugute kommen. Bei der Islamkonferenz schlüpft sie in die Rolle von Bundesbildungsministerin Annette Schavan.

Schüler und Studenten aus NRW und Berlin, teils mit Migrationshintergrund, teils auch mit muslimischem Glauben, treffen am Freitag, 18., und Samstag, 19. Februar, in Berlin aufeinander und werden diskutieren. Am Freitag in einem Planspiel, bei dem jeder eine bestimmte Rolle übernimmt, hochrangige Politiker inklusive. "Wir recherchieren und erhalten Infos, um unsere Rolle so gut wie möglich auszufüllen", erläutert die 18-Jährige.

Zuvor nahmen alle 33 Teilnehmer an einem Vorbereitungsseminar teil, das sie auf einen ähnlichen Wissensstand bringen sollte. Die Sorge, dass sie als junge Teilnehmerin von den anderen (die ältesten Teilnehmer sind 23 Jahre alt) nicht ernstgenommen werden könnte, sei unbegründet, sagt Hamdan. "Wir haben von Anfang an sehr offen miteinander gesprochen. Es gab keine Berührungsängste", sagt die Schülerin.

Am zweiten Tag werden die jungen Leute sich selbst vertreten und gemeinsam einige Empfehlungen erarbeiten, wie das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen besser gestaltet werden kann. Hamdan verknüpft damit eine Hoffnung: "Das ist für mich mehr als nur ein Planspiel. Wir sind junge Erwachsene und haben unsere Meinung. Das ist unsere Zukunft. Ich hoffe, dass unsere Vorschläge ernst genommen werden."

Anstoß zur Bewerbung für die Konferenz war Hamdans Mutter, die als Lehrerin tätig ist. Sie erhielt eine E-Mail mit Infos zur Konferenz. Die 18-Jährige sah das als Chance, sich über ihren eigenen Standpunkt als Muslimin klar zu werden. "Ich beschäftige mich jetzt intensiv damit. Bisher war Religion für mich kein zentrales Thema."

Junge Islam Konferenz

Sieben Teilnehmer aus NRW nehmen an der Konferenz teil. Mit den Teilnehmern aus Berlin sind es insgesamt 33. Zur zweitägigen Konferenz gehört ein Planspiel und das Erstellen eines Empfehlungskatalogs für das Zusammenleben in Deutschland. Er soll den Verantwortlichen bei der nächsten Plenarsitzung der Deutschen Islam Konferenz übergeben werden.

Von Carsten Preis
Rheinische Post, 17.02.2011 (Seite C1)