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Von A wie Amadeus bis Z wie Zeitgeist

Nora sitzt allein auf dem Rand der Bühne. Alle Scheinwerfer sind auf sie gerichtet. Nora will abnehmen. Sie isst kaum noch. Sie übergibt sich. Man hört gebannt zu, wie sie ihre Geschichte erzählt. Das tut sie beeindruckend persönlich, hautnah, geradezu beiläufig. Der Applaus holt einen zurück.

Hier heißt es bei Lianna Dürselen und Yves Büttner frei nach Tucholsky: "Das Ehepaar erzählt einen Witz".

Wir befinden uns im Pädagogischen Zentrum des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums Wegberg. Nora wird gespielt von Milena Berks. "Nora hat Hunger" von Sybille Berg ist einer von einem ganzen Reigen kurzer Texte, Briefe oder Sketche, die acht Schülerinnen und Schüler der 10a aufführten. Der Abend stand unter dem Titel "Von A wie Amadeus bis Z wie Zeitgeist". Unter der Leitung von Deutschlehrerin Marita Dewies präsentierten die Schülerinnen und Schüler Szenen menschlicher Schwächen. Die Schulchöre und die Combo der Big Band lieferten die Musik dazu.

"Wir waren so beeindruckt von der Aufführung unserer Oberstufen-Theater AG im vorigen Jahr, dass wir genau wussten: Wir wollen auch auf die Bühne", beschreibt Benjamin Braunöhler die Idee. Maja Lehmann ergänzt: "Daraufhin sind wir an Frau Dewies herangetreten, die uns super unterstützt hat." Diese erklärt: "Die Fernsehshow "Germany's next Topmodell" hat uns den Anlass gegeben, über Schönheit, Reichtum und Schlankheit nachzudenken. Wir haben dann Texte gesucht und bemerkt, dass diese Themen schon immer aktuell waren." Die Gruppe ist bei Kurt Tucholsky, Erich Kästner und anderen fündig geworden.

Den jungen Schauspielern gelang es hervorragend, das Publikum zu unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. In jedem Moment war pure Spielfreude zu spüren. Besonders bemerkenswert war die Qualität ihres Spiels, die - gepaart mit der inhaltlichen Substanz der selbst ausgewählten Szenen - den Abend aus der Masse "gewöhnlichen" Schultheaters hervorhob. Bedenkt man zusätzlich, dass Maja Lehmann, Carolin Arnolds, Lianna Dürselen und Yves Büttner gerade erst von einem Lateinwettbewerb aus Berlin zurückgekommen sind, kann man nur Staunen und sagen: Hut ab vor Courage, Engagement und Talent. Weiter so!

Samuel Hörster (Rheinische Post)
RP-Foto: Jürgen Laaser