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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2024 > Bericht vom 18.03.2024 ]

Abiturienten mit Fingerspitzengefühl - "Schindlers Liste" im Wegberger Gymnasium

Emotional und packend - so lässt sich die Aufführung des Literaturkurses des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums in Wegberg beschreiben. Was die Schüler aus dem schwierigen Stoff "Schindlers Liste" machten.

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Der Literaturkurs des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums mit einer
starken Leistung bei "Schindlers Liste". (RP-Foto: Ruth Klapproth)

Wie emotional und packend es werden würde, wenn der Gong im Pädagogischen Zentrum des Wegberger Maximilian-Kolbe-Gymnasiums ertönt, mag wohl keiner der Zuschauer geahnt haben. "Schindlers Liste" erzählt die Geschichte eines deutschen Unternehmers, der in Krakau über 1000 Jüdinnen und Juden vor der Deportation in Arbeits- und Konzentrationslager und damit vor dem sicheren Tod bewahrt hat.

Der Literaturkurs der Q2 des Wegberger Gymnasiums bediente sich bei der Inszenierung des Stoffs an der Vorlage von Battermann. Anders als in Steven Spielbergs filmischer Inszenierung kamen in dieser starke Figuren wie Oskar Schindlers Frau Emilie und Abraham Bankier in besonders ausgeprägt ausdrucksstarker Art und Weise zum Zuge. Alexander Hergert, Leiter des Literaturkurses, erklärte, dass man sich auch deswegen ganz bewusst an Battermanns Vorlage orientiert habe.

Mit "Schindlers Liste" wagten sich die 33 Schülerinnen und Schüler des Literatur- und Musikkurses an ganz schön harten Stoff, der einer besonders sorgfältigen und engagierten Vorbereitung bedurfte. "Die Schüler haben sich sehr engagiert eingebracht und waren zu allen Schandtaten bereit", betonte Hergert und zeigte sich damit mächtig stolz. Unterstützt wurde er bei seiner Arbeit von der angehenden Lehrerein Katharina Bodens, die bereits 2012 - damals als Hergerts Schülerin - Teil des Literaturkurses war. Seit September liefen die Vorbereitungen für das Theaterstück. In der letzten Woche vor der Aufführung haben die Schüler jeden Tag von 16 bis 23 Uhr in der Schule, nach regulärer Schulzeit, geprobt - das Ergebnis konnte sich eindeutig sehen lassen.

Starke Rollen, an denen wohl auch erfahrene Schauspielerinnen und Schauspieler zu knabbern haben dürften, interpretierten die Schüler des Maximilian Kolbe-Gymnasiums ausdrucksstark und emotional packend. Dabei gelang es ihnen durchgehend - im wahrsten Sinne des Wortes - den richtigen Ton zu treffen. Sichtlich angefasst ging es nach einer Szene, in der die Räumung des Krakauer Ghettos dargestellt wurde, für die zahlreich erschienenen Zuschauer und Zuschauerinnen in die Pause. Ein Moment der Stille zeigte, wie emotional berührt und beeindruckt sie nach fast eineinhalb Stunden der Aufführung gewesen sein mussten.

Auch nach der Pause machte sich ein beklemmendes Gefühl im Publikum breit - die schauspielerische Leistung, die musikalische Begleitung durch den Musikkurs: eine rundum stimmige Darbietung auf höchstem Niveau, die professionellen Schauspielhäusern in wohl keinem Punkt etwas nachstand. Auch in puncto Bühnenbild gelang es den Schülern eine zeitgemäß authentische Umgebung auf simpelste Art und Weise zu schaffen.

Dabei trauten sich die Vortragenden auch an Ungewohntes: Vor Jiddischer Vortragskunst in Form von Gesangseinlagen und gefühlvollen Soli schreckten die Darbietenden nicht zurück und ernteten damit zwischen den Szenen immer wieder Applaus, der entsprechend ihrer Leistung wohl den ganzen Abend hätte andauern können. Die musikalische Begleitung stammte dabei nicht aus dem CD-Player, sondern aus der Feder der Schülerinnen und Schüler des Musikkurses: in monatelanger Arbeit hatten sie die entsprechenden Stücke zuvor komponiert, aufbereitet und geprobt.

Dem Stoff, dessen Grundlage eines der wohl berührendsten Geschehnisse aus dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ist, begegneten sowohl die Schauspieler, als auch die Musiker mit beachtlichem Fingerspitzengefühl und Feinfühligkeit. Erschreckende Szenen, die den Kern der Geschichte und die Herzen des Publikums trafen bildeten dabei - zumindest emotional - den Höhepunkt der Aufführung.

Nach gut zweieinhalbstündiger Darbietung hatten die Protagonisten des Abends sich den minutenlang andauernden Applaus des Publikums redlich verdient. Am Ende richtete Alexander Hergert einige abschließende Worte an die Besucher, mit denen er sie zu Courage - die besonders in Zeiten des Umbruchs bedeutend ist - ermutigte.

Von Kira Lückge
Rheinische Post, 18.03.2024