[ Berichte > Berichte für das Jahr 2024 > Bericht vom 03.07.2024 ]

Ein Wechselbad der Gefühle

"Fehler im System" - so lautete der Titel des Krimi-Musicals des Begabtenkurses des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums. An zwei Aufführungstagen begeisterten die Protagonisten die Zuschauer. Ein Happy End gab es nicht.

2024-07-musical-rp.jpg
Mit einer überraschenden Geschichte und Gesangsdarbietungen begeisterten
die Schülerinnen und Schüler ihr Publikum. (RP-Foto: Renate Resch)

Die Schülerinnen und Schüler des Maximilian-Kolb-Gymnasiums in Wegberg können Theater - das haben sie bereits mehr als einmal bewiesen. Am Wochenende war es dann ein weiteres Mal soweit: Mit dem Musical, das den Titel "Fehler im System" trägt, standen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des sogenannten Begabtenkurses auf der Bühne und bewiesen ihr schauspielerisches und musikalisches Können in der Eingangshalle des Wegberger Gymnasiums.

Die Aufführung fand an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt, die erste Vorführung am Freitag war nicht ganz so gut besucht wie vorher erwartet, doch die Ursache war schnell gefunden: Die deutsche Nationalmannschaft war zu Gast im Mönchengladbacher Borussia-Park und machte den Schauspielerinnen und Schauspielern des Wegberger Gymnasiums damit ordentlich Konkurrenz. Alexander Hergert, Leiter des Schauspielkurses, zeigte sich zuversichtlich für die zweite Aufführung am Samstag: "Im Vorfeld sind bereits 200 Karten verkauft worden", betonte er.

Vor Beginn des Musicals verriet Schulleiterin Maj Kuchenbecker: "Es ist dramatisch, nicht lustig und nicht romantisch", das habe sie bereits im Vorfeld von Alexander Hergert in Erfahrung bringen können. Doch was sich den Zuschauerinnen und Zuschauern dann bot, war, trotz Vorankündigung, etwas, das sich wohl mit dem Begriff des Wechselbades der Gefühle am besten beschreiben lassen würde.

Die Protagonistinnen des Musicals waren sieben - im Laufe des Theaterstücks wurden es acht - Mädels, die ein Ermittlerteam bildeten und sich im Zuge ihrer Ermittlungen mit einem Mordfall und damit mit einem vermeintlich fälschlicherweise im Gefängnis sitzenden Mörder beschäftigten. "Testo", ein Jugendlicher, der vor einigen Jahren die 15-jährige Janine auf den Weg zu einer Party ermordet haben soll, wird im Laufe des Stücks durch die Arbeit des achtköpfigen Detektivteams entlastet, doch es kommen immer mehr Mitwisser um - die Fährte der Detektivinnen führt zu Janines Nachbarn. Zwei bekannte Zwillingsschwestern stellen derweil parallel laufende Ermittlungen an und kommen zu einem ganz anderen Ergebnis: Testo ist der Mörder und sitzt zurecht im Gefängnis, doch sie werden von der Ermittlerbande aufgrund von ihrer Lebendigkeit nicht ernst genommen.

Ein Happy End erwartete die Zuschauer am Ende des Musicals nicht: Der unschuldige Nachbar wanderte ins Gefängnis, während die falsche Fährte der Ermittlerinnen zur Freilassung des Mörders führte, der am Ende noch seine Freundin mit drei Messerstichen ermordete. Ein Mörder, vier Tote - "Some mistakes get made, that’s alright, that’s okay”, sangen die Schauspielerinnen und Schauspieler bevor sich der Vorhang schloss: eine etwas groteske Bewertung des Tatbestandes. Hergert fragte das Publikum: "Sind Sie jetzt überrascht?" Ein lautes "Ja!" hallte durch den Raum. Der Theaterleiter erklärte im Anschluss: "Wir wollten Sie überraschen. Sehr schnell wurde klar - wir wollen kein Happy End."

Mit jeder Menge Taktgefühl, musikalischem Geschick und vor allem Mut trauten sich die Vorführenden an teils komplizierte Songs und bewiesen in Soli und Chorgesängen ihr Gesangstalent. Die Schauspielerinnen und Schauspieler kamen aus Klasse acht und neun und zeigten trotz gespannter Zuschauerblicke keine Spur von Scham oder Nervosität - echte Profis eben.

Mit "Fehler im System" haben die Schülerinnen und Schüler des Maximilian Kolbe Gymnasiums Kreativität und schauspielerisches Können bewiesen. Das Drehbuch, so Alexander Hergert, sei in Zusammenarbeit mit dem Kurs entstanden - die Ideen der Schüler waren in zeitgemäßen Elementen wie einem Taylor-Swift-Poster in der Requisite oder der Songauswahl wiederzufinden. Hergert scherzte: "Die letzten zwei Wochen haben wir hier in der Schule gewohnt." Der Fleiß aller Beteiligten hatte sich ausgezahlt: Nach gut zwei Stunden Vorführungen gab es lang anhaltenden, stürmischen Beifall für die gelungene Darbietung.

Hinter den Kulissen des Musical-Kurses

Der Musical-Kurs aus der Mittelstufe des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums Wegberg ging in diesem selbstverfassten Kriminaldrama der Frage nach, was Gerechtigkeit ist und was die Wahrheit von der Lüge unterscheidet. Zuvor wurde gemeinsam mit dem Leiter des Theaterkurses, Alexander Hergert, intensiv geprobt.

Von Kira Lückge
Rheinische Post, 11.06.2024