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Crash-Kurs NRW 2016 am MKG Wegberg

"Wir wollen Euch heute mal an den Emotionen packen und nicht mit erhobenem Zeigefinger hier oben stehen!", lauteten die Worte des Polizisten Georg Schippers, der bei der Polizeiwache West stationiert ist. Der ambitionierte Polizeibeamte führte das Publikum durch die Veranstaltung "Crash-Kurs NRW - Realität erfahren. Echt hart", die am 01. März 2016 im Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg stattfand. Neben Georg Schippers fesselten und schockierten auch die Polizeibeamtin Julia Caron, der Notfallseelsorger Manfred Jung und eine betroffene Mutter, Martina Wilmes, die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen Q1 und Q2.

Georg Schippers startete mit den Schülern eine symbolische Bilderreise. Auf der einen Seite sollten alle sich vorstellen, dass man vor einer Glastür steht, durch die man selbst seine Zukunft sehen kann, durch die man Träume sehen kann, die unser Leben Tag ein, Tag aus begleiten und bestimmen. Auf der anderen Seite der Bilderreise stehen alle Zuhörer vor einer Holztür. Diese jedoch verbirgt das abrupte Ende unseres jungen Lebens. Mit einem Schlag zerplatzen alle Träume.

Der Crash-Kurs bot den Schülern einen kurzen Blick hinter diese Holztür, um allen zukünftigen jungen Autofahrerinnen und Autofahrern ins Gedächtnis zu rufen, dass der kleinste und leichtsinnigste Fehler im Straßenverkehr Folgen mit sich bringt, deren Ausmaß unvorstellbar sein kann. "Ein Unfall passiert nicht. Er wird verursacht", stellte der Polizist Georg Schippers immer wieder fest. Allein im Jahre 2015 verursachten 200 junge Autofahrerinnen und Autofahrer im Alter von 17 bis 19 Jahren Verkehrsunfälle, bei denen zehn Menschen ihr Leben verloren, darunter zwei junge Unfallopfer. Diese Dramatik und die pure Realität wurden den Schülern in sechs niederschmetternden Filmen offenbart. Themen wie "Konsum von Alkohol und Drogen", "Verkehrssicherheit" und "Alltag der Feuerwehr" durchzogen die Filme wie ein roter Faden.

Die Bühne wurde von einer Tafel mit den Wünschen und Zukunftsplänen der Jugendlichen geziert. Ebenfalls waren vier Luftballons angebracht, drei rote und ein grüner. Grün symbolisierte die Hoffnung und das Leben, rot das Ende und die damit verbundene Trauer.

Der erste rote Luftballon wurde von Julia Caron zum Platzen gebracht. Sie erzählte über einen Unfallhergang, der sich am 14. Juni 2014 ereignete. " Die Knie flattern, auch wenn man Profi ist", waren die ergreifenden Worte der 24-jährigen Polizeikommissarin. Die Bilder der Unfallstelle brachten den Atem der Zuschauer zum Stocken.

Auch der Seelsorger Manfred Jung berichtete über seine Arbeit. Mit ihr verbinde er "Erste Hilfe für die Seele" und "das Ende der Rettungskette". Auch er predigte den Appell: "Mach dein Auto nicht zu deinem Grab". Manfred Jung ließ den zweiten roten Luftballon zerplatzen.

Der letzten Akteurin ließen alle Anwesenden höchste Achtung zukommen für ihre Kraft und ihren Mut, über ihr dramatisches Schicksal zu sprechen. "Ich bin lebend gestorben", waren die Worte, die jeden einzelnen Zuhörer an den Emotionen packten. Martina Wilmes verlor im Jahre 2004 ihre damals 19-jährige Tochter Nadine. Sie erzählte, dass ihr Leben und das ihrer Familie sich von einer Sekunde zur anderen grundlegend änderten. Heute, sagt sie, könne sie mit der Trauer umgehen, aber die Sehnsucht nach ihrer Tochter hole sie immer wieder ein.

Mit dem Zerplatzen des letzten roten Luftballons wurde der letzte Filmbeitrag präsentiert, welcher von dem Lied "Geboren, um zu leben" von "Unheilig" begleitet wurde.

Die Atmosphäre an diesem Vormittag im PZ der Schule war bedrückend, beängstigend und voller Trauer. Mit Sicherheit hat der Crash-Kurs alle Fahranfänger unter den Schülerinnen und Schülern wachgerüttelt.

Von Annemarie Strompen (Jgst. Q1)