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[ Berichte > Berichte für das Jahr 2015 > Bericht vom 10.06.2015 ]

Acht Frauen - ein lustiges und zugleich skurriles Musical

Ein Mann - acht Frauen - ein Haus: Wenngleich dieser Kontext allein vermutlich schon ausreicht, dass es zu gegenseitigen Anschuldigungen, Intrigen und Anfeindungen kommt, treibt es das Musical "Acht Frauen" noch auf die Spitze: Der Mann - der einzige Mann - ist offenbar tot. Ermordet mit einem Dolch in den Rücken. Und eine der acht Frauen muss zugestochen haben. Nur wer?

Am Dienstag, den 02.06.2015, und am Mittwoch, den 03.06.2015, führte der Projektkurs "Musical" der Jahrgangsstufe Q1 um 19:00 Uhr dieses kriminalistische Musical im Pädagogischen Zentrum des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums auf.

Ganz zu Beginn des Stückes lernt der Zuschauer die Figuren eine nach der anderen kennen: Gaby (Gina Pollmanns), die Herrin des Hauses, eine kaltherzige Frau, die stets großen Wert auf ihr Äußeres legt und ihre unscheinbare altjüngferliche Schwester Augustine (Katharina Bodens), die Gift versprüht, so oft sie den Mund aufmacht, Gabys Töchter, die 15jährige Catherine (Pia Heyn), ein burschikoses Mädchen, das wegen ihrer Begeisterung für Kriminalromane in der Untersuchung des Mordfall den nötigen Sachverstand zeigt, und die ältere Suzon (Laura Kemmerzell), frisch aus dem Internat in London zurückgekehrt. Zusammen mit ihrer Schwester nahmen Gaby und ihr im gesamten Stück abwesender Ehemann Marcel (Alexander Scheerers) auch Gabys Mutter (Elena Sponholz) auf, die ihrer Familie Altersschwäche vortäuscht. Außerdem leben mit im Haushalt zwei Angestellte: die Hauswirtschafterin Madame Chanel (Christina Mengen) und das Dienstmädchen Louise (Luca Evers). Schon bald nach Beginn des Stückes trifft auch Marcels Schwester Pierrette (Pavlina Nikolovska), eine ehemalige Tänzerin, im Haus ein.

Nach und nach stellt sich heraus, dass die acht Frauen von der Zivilisation abgeschlossen sind: Das Telefonkabel ist durchgeschnitten, das Auto defekt, das Tor verschneit. Sehr schnell begreifen sie, dass eine von ihnen gegen die anderen spielt. Durch manche schlaue Fragen und manche weniger kluge Bemerkungen versuchen die Eingeschlossenen herauszufinden, wer Marcel das Messer in den Rücken stieß. Die Dinge, die sie dabei ans Tageslicht befördern, lassen die Familie am Ende zerbrechen.

Die Darstellerinnen stellen ihre Figuren in verschiedenen Facetten dar. Sie machen mit Witz und Lust am Spiel die Wandlung der Figuren im Laufe des Stückes mit Händen greifbar. So blüht nicht nur die zu Beginn verdorrte Augustine im gefühlvollen Spiel von Katharina Bodens planmäßig im zweiten Akt zu einer schönen Frau auf, die Schauspielerin zeigt auch, dass man trotz der veränderten Kleidung nicht aus seiner Haut kann, wenn Augustine immer wieder in alte Verhaltensmuster fällt. Die beiden Kontrahentinnen Gaby und Pierrette erweisen sich als sehr viel ähnlicher, als ihnen lieb ist. Dabei sind Gina Pollmanns’ Gaby und Pavlina Nikolovskas Pierrette zwei alternde Frauen, die mit dem nahenden Ende ihrer Schönheit nicht zurechtkommen. Dass sie beide denselben Liebhaber haben, erscheint da nur folgerichtig. Mamys Seitenhiebe auf ihre Mitbewohner, von Elena Sponholz mit Seelenruhe und quasi aus dem Hinterhalt geschossen, sind genauso spitz wie ihre Stricknadeln. Laura Kemmerzell als Suzon changiert zwischen erwachsener Übernahme von Verantwortung über die krisengeschüttelte Familie und der Überforderung eines noch Teenagers mit den auf sie einstürzenden Ereignissen. Luca Evers legt ihre Louise als den Prototyp einer freien jungen Frau an, die ähnlich Pierrette das eigene Schicksal in die Hände nimmt, ohne dabei den Vamp und die zarte Seele ihrer Figur aus dem Blick zu verlieren. Die Abgründe der Einsamkeit werden in Christina Mengens Spiel der warmherzigen Madame Chanel dann am deutlichsten, wenn sie von ihrer Liebe zu Pierrette spricht. Ganz im Gegensatz dazu legt Pia Heyn ihre Catherine an: Obwohl sie in der Familie noch die wenigste Autorität hat, strahlt sie noch die meiste Lebensfreude aus.

Besonders herausgestellt werden muss die gesangliche Qualität der acht jungen Darstellerinnen, die souverän und dem Charakter entsprechend ihre Songs in französischer Sprache sangen. Lobend zu erwähnen ist auch das flexible Bühnenbild (Alexander Scheerers und Robin Görres unter der Leitung von Vicky Hein), das mühelos die Atmosphäre eines bürgerlichen Wohnzimmers der 50er-60er Jahre mit den technischen Notwendigkeiten der Aufführung vereinte. So verwandelte sich z.B. das über dem Kamin hängende Familienbild während der Songs zu einer Fläche für die Textübersetzungen und am Schluss zum Videobeweis der mörderischen Schuld.

Insgesamt brachte das Musical die Zuschauer an vielen Stellen zum Lachen, trotz ernster Thematik. Die musikalische Begleitung von Alexander Hergert erzeugte eine lustige und zugleich spannende Stimmung. Nicht nur das musikalische, sondern auch das schauspielerische Talent der Darstellerinnen überzeugten und begeisterten das Publikum durchgängig.

Von Anne Strompen (Jgst. EF)