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Gedenkfeier und Ausstellung - ergreifend und mahnend zugleich

Die imposante Arbeit der Schüler eines Geschichtskurses am Maximilian-Kolbe-Gymnasium hat tiefe Spuren hinterlassen. "Braunes Wegberg? So etwas gab es doch nicht bei uns ... oder doch?" lautet der Titel des beeindruckenden Werkes, das die Stadt und seine Menschen aufgewühlt hat. Erkennbar war das vor allem gestern, als die Schule, die Stadt Wegberg und der Historische Verein zu einer Gedenkfeier in Erinnerung an den 70. Jahrestag des Kriegsendes eingeladen hatten.

Impressionen von der Gedenkfeier zum 8. Mai 1945. (RP-Foto: Jürgen Laaser)

Die Sonne schickte zwar ihre schönsten Strahlen auf den Rathausplatz, und doch war das Gefühl beklemmend, als Stadtarchivar Thomas Düren die Namen nannte. Die Namen der Wegberger Bürger, die den Terror der Nationalsozialisten nicht überlebt haben - nicht überleben durften, "weil sie Juden waren, weil sie eine andere Lebensauffassung vertraten, weil sie ihre Meinung frei äußerten oder auch, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren", sagte Düren in seiner Ansprache. Besonders die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker rief Düren in Erinnerung. "Am 8. Mai 1985 hat er gesagt, wir brauchen und haben die Kraft, der Wahrheit ins Auge zu sehen - ohne Beschönigung und Einseitigkeit. Der 8. Mai ist ein Tag des Nachdenkens."

Die Gedenksteinlegung vor rund einem Jahr rief sich auch Bürgermeister Michael Stock ins Gedächtnis zurück. "Das war keine einmalige Aktion, das zeigt die Feierstunde nun. Engagierte junge Menschen haben dafür gesorgt, dass wir die Erinnerung bewahren und gegen das Vergessen sind. Auch in unserer schönen ländlichen Stadt haben Menschen während der NS-Zeit ihr Leben verloren, weil sie sich mutig der Unterdrückung und der Verfolgung von Menschen widersetzt haben." Stock dankte den Schülern, er dankte allen Beteiligten, die die Gedenkfeier gestaltet und die Ausstellung vorbereitet haben. Diese zeigt unter dem Titel "Zeitfenster 8. Mai 1945" auf ergreifende Art und Weise, wie auch die kleine Stadt Wegberg und ihre Menschen unter der Naziherrschaft gelitten haben. Die Ausstellung ist bis zum 18. Juni im Erdgeschoss des Rathauses, Rathausplatz, zu den üblichen Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen.

Am Nachmittag fand gestern zudem und begleitend zur Gedenkfeier eine "Radtour der Erinnerung" statt, die die Teilnehmer zu fünf Punkten im Wegberger Stadtgebiet führte, die besonders kennzeichnend waren und immer noch sind.

Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs

"Frag' nicht, was du getan hättest. Frag' dich, was werde ich tun" - das ist die Inschrift des Gedenksteins, der vor einem Jahr auf dem Rathausplatz in Wegberg enthüllt wurde. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand dieser Stein erneut im Mittelpunkt, denn die Stadt Wegberg, das Maximilian-Kolbe-Gymnasium und der Historische Verein hatten gestern gemeinsam zu einer Feier eingeladen, um der Opfer des NS-Regimes zu gedenken. Auch Wegberg und seine Bürger blieben von den Nationalsozialisten nicht verschont. Nach der Gedenkfeier wurde im Rathaus die Ausstellung "Zeitfenster 8. Mai 1945" eröffnet. Zu sehen sind die Exponate auf 23 Tafeln bis zum 18. Juni.

Von Anke Backhaus
Rheinische Post, 09.05.2015 (Seite C5)