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Ein Jahr in den Townships Südafrikas

Impressionen von Lara Michels.Meine Name ist Lara Michels (19), ich habe mein Abitur 2013 am Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg gemacht und befinde mich jetzt schon seit fünf Monaten in Südafrika. Ich absolviere meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts in einem der größten Townships vor Kapstadt, Khayelitsha und arbeite im Ilitha Educare Centre, einem Kindergarten mit ca. 65 Kindern. Empfangen wurde ich mit einer Offenheit und Gastfreundschaft, wie ich sie vorher noch nie erlebt habe und welche mich von Anfang an sehr berührt hat.

Obwohl Kapstadt im Vergleich zu anderen Großstädten in Südafrika unter europäischem Einfluss steht und immer westlicher wird, kann man dies nicht von den Townships behaupten, in denen nach wie vor hauptsächlich die schwarze Bevölkerung lebt, wohingegen der Großteil der weißen Bevölkerung der Oberschicht angehört und in abgesicherten Wohnanlagen wohnt. Townships sind mit der Apartheid entstanden, unter der die schwarze Bevölkerung aus den Städten ausgesiedelt wurde. Was viele nicht wissen, ist, dass diese Townships nach wie vor bestehen und der Unterschied zwischen der armen und reichen Gesellschaft immer noch viel zu groß ist. Es sind eigene kleine Städte am Rande der großen Stadt, in denen die Bewohner ihren eigenen Gesetzen nachgehen. Oftmals liegt Kriminalität, Gewalt und vor allem Drogenmissbrauch an der Tagesordnung, und eine Besserung der Verhältnisse ist lange nicht in Sicht.

Impressionen von Lara Michels.

Anfangs war es schockierend durch die Straßen im Township zu fahren, rechts und links liegen Müllberge auf der Straße, die Familien teilen sich auf engstem Raum häufig nur eine aus Wellblech gebaute Hütte und benutzen mit ca. 100 Nachbarn nur eine Toilette. Schnell habe ich aber erkannt, dass sich die Menschen trotz eigentlich unzumutbaren Umständen nicht unterkriegen lassen und eine größere Lebensfreude ausstrahlen als manch ein verwöhnter Europäer!

Impressionen von Lara Michels.

Diese Lebensfreude bekomme ich vor allem bei meinen Kindern im Educare zu spüren. Zu meinen Aufgaben zählen die alltäglichsten Dinge, wie Windeln wechseln, Füttern, Essen verteilen, Aufgaben für die Vorschulkinder erstellen, Ausflüge organisieren und vieles mehr, aber die Hauptaufgabe eines jeden Freiwilligen ist es eigentlich, einfach für die Kinder da zu sein, zu spielen, ihnen Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Oft erfahren sie es nur im Kindergarten, wie es sein könnte, eine unbeschwerte Kindheit zu haben, da viele Familienmitglieder im Drogen- und Alkoholsumpf feststecken, sich nicht kümmern oder die Kinder schon Aufgaben eines Erwachsenen übernehmen müssen.

Impressionen von Lara Michels.

Auch an die "Hygienestandards" muss man sich erst einmal gewöhnen. Ein großes Thema ist natürlich Aids. Es ist bestürzend, wenn man erfährt, welche Kinder bereits mit HIV infiziert sind, ohne zu wissen, was es überhaupt bedeutet, da sie von ihrer Mutter bei der Geburt angesteckt wurden. Obwohl sehr viel Prävention betrieben wird, stecken sich täglich mehrere Menschen mit dem Virus an. Wenn man in einer Umgebung mit Dreck, Müll und Krankheiten aufwächst, bleibt es auch nicht aus, dass selbst die Kleinkinder schon Pilzerkrankungen auf der Haut haben, verfaulte Zähne und eine ständig belegte Lunge aufweisen.

Impressionen von Lara Michels.

Auch wenn der Alltag stressig sein kann, da nur sehr wenig Geld und Platz vorhanden sind und damit die Beschäftigungsmöglichkeiten dementsprechend gering sind und der Lärmpegel hoch ist, wird man am Ende des Tages mit einem Strahlen der Kinder belohnt und bekommt viel mehr an Freude und Dankbarkeit wiedergegeben, als dass man sie selbst in die Arbeit stecken kann. Solche Dinge lassen einen wissen, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat, sich ein Jahr lang für benachteiligte Kinder einzusetzen und zwar nur einen kleinen, aber lohnenswerten Beitrag zur Besserung der Situation zu leisten!

Von Lara Michels