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Eine Gefahr: Mobbing über das Internet

Beim Oberstufen-Theater des Wegberger Gymnasiums wurde die Gefahr thematisiert, die die Anonymität in Chatforen birgt. Ein faszinierendes Bühnenstück zwischen Verzweiflung, falschen Freunden und Gesellschaftskritik.

Julian Hochstrath (links) als Jack und Justus Roeder, der als "William" die stärkste Rolle verkörperte, überzeugten auf der Theaterbühne des Wegberger Maximilian-Kolbe-Gymnasiums. (RP-Foto: Jürgen Laaser)

Düster, gar angsteinflößend wirkt schon der Einladungsflyer zu "Chatroom". Das Wort "Hilfe" ziert, mit blutverschmierten Fingern auf eine Computer-Tastatur getippt, das Titelbild. Es offenbarte sich den Theatergästen im Forum des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums recht schnell, dass Enda Walshs Stück von der Unzufriedenheit von Teenagern handelt, die potenziell zu eskalieren droht.

Ort des spielerischen Geschehens sollte das Internet sein, so wurden Gespräche nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern zum Publikum hin, in den Raum hinein geführt. Unpersönlich und anonym muteten die Aktionen an.

Im Stück geht es um Jim (Robert Rackow). Er sieht sich als Außenseiter in einer Familie, deren Augenmerk auf der Religion liegt, mit der er sich nicht identifizieren kann - ganz anders als seine "Vorzeigebrüder". Er hat Probleme, mit seinen Emotionen zurechtzukommen.

MKG-Schulleiter Willy Meersmann sieht die Gefahr des Internets im realen Schulalltag: "Mir fehlt die eigene Erfahrung mit Cybermobbing, doch ich sehe täglich, dass diesem Thema Beachtung geschenkt werden muss, weil es gegenwärtig ist."

Auf der Bühne standen noch fünf weitere Charaktere. Durch seine Beleidigungen und eine immerzu ordinäre und manipulative Verhaltensweise spielte sich Justus Roeder in den Vordergrund, der als "William" die stärkste Rolle verkörperte. William findet Gefallen an dem Gedanken, gewaltsam "ein Zeichen zu setzen". Gemeinsam mit der vom Leben enttäuschten Eva (Kathi Gross) ist er es, der Jim zu einer Art "Projekt" stilisiert. Sie heizen ihn zum Selbstmordversuch an und hetzen dann gegen Emily (Anne Pelzer). Anschließend wird auch Jack (Julian Hochstrath), der moralische Zweifel erhebt, aus dem Gruppenchat gemobbt. In erster Linie waren Jugendliche zu sehen, die oberflächlich in ihrer auffallend vulgären Sprache über unrealistische Filme ("Charlie und die Schokoladenfabrik"), die Belanglosigkeit von Religion oder die fehlende Vorbildfunktion einer Britney Spears herzogen, dahinter verbarg sich jedoch die Suche nach dem Sinn des Lebens und ihrem Platz auf der Welt. Wütend wurde darüber geflucht, diesen im Alter von 15 Jahren noch nicht definiert zu haben. Ganz fern ab der Realität, wie das Thema von vielen Jugendlichen eingeschätzt und oftmals abgetan wird, ist es nicht. "Ich selbst habe noch keine Erfahrungen damit gemacht, kenne aber aus der Schülervertretung die Probleme einiger Mitschülerinnen und Schiller, die mit Cybermobbing und fehlendem Respekt im Internet zu kämpfen haben", sagte die Abiturientin Isabella Imkamp, die die Laura im Stück spielt - den leisen Schlüsselcharakter des Stücks. Denn Laura hat bereits einen Selbstmordversuch hinter sich und verkörpert durch ihre Intention ein offenes Ohr für Chatpartner zu haben eine Hauptidee, mit der das Stück letztlich auch endet. Denn als ausgerechnet William in einer sehr überraschenden Wende die Worte "... und es macht dir wirklich nichts aus, mir zuzuhören?" spricht, werden die Zuschauer mit gemischten Gefühlen und zum Nachdenken darüber entlassen, wie groß die Macht der Worte ist.

Schulsozialarbeit - Jana Jakobs hilft bei Mobbing-Problemen

Das MKG ist hinsichtlich sozialer Arbeit seit vielen Jahren engagiert. Die Sozialarbeiterin Jana Jakobs steht Schülern und Lehrern beratend zur Seite. Sie ist Ansprechpartnerin bei Problemen wie Angst, Gewalt oder eben Mobbing. Auch Eltern können sich in Erziehungs- und Entwicklungsfragen an sie wenden.

Von Jessica Balleer
Rheinische Post, 07.05.2013 (Seite C3)